Der geriatrische Patient

Die Gesundheitsvorsorge im Alter ist nicht nur für Menschen, sondern auch für unsere vierbeinigen Begleiter sehr wichtig. Ab einem Alter von 6 bis 8 Jahren bei Hunden und ab einem Alter von 11-12 Jahren bei Katzen beginnt das Seniorenalter. Die Leistungs- und Regenerationsfähigkeit der Organe lässt nach, der Stoffwechsel ändert sich, das Erkrankungsrisiko nimmt zu. In der Tiermedizin Hochmoor wenden wir einen von uns entwickelten Gesundheitscheck an, mit dem die Gesundheit der älteren Patienten überprüft werden kann, um ggf. Abweichungen von der Norm beim Blutbild oder in der Gewebestruktur von z.B. Nieren und Milz frühzeitig zu erkennen und ggf. die notwendigen Maßnahmen einzuleiten.

Wie bei uns Menschen ist auch bei Tieren der Alterungsprozess individuell, d.h. es kann durchaus Unterschiede geben, wie ausgeprägt ein Tier altert. Genetische Faktoren haben z.B. Auswirkungen auf das Älterwerden. Hunde großer Rassen altern bereits ab dem 6. Lebensjahr. Aber auch Umwelteinflüsse, die Haltung und der Verwendungszweck bzw. die körperliche Aktivität beeinflussen den Alterungsprozess. Eine große Rolle spielt dabei die Fütterung. Eine übermäßige Fütterung führt zu Adipositas und eventuell Diabetes, was wiederum den Alterungsprozess dramatisch beschleunigt.

Aber wie erkenne ich, dass mein Tier „alt“ wird? Wenn die Haare rund um die Schnauze, die Augen und an den Pfoten grau werden, ist dies mitunter ein Zeichen, dass der Alterungsprozess angefangen hat. Die Muskulatur atrophiert, d.h. die Muskelmasse nimmt ab, meist zuerst im Gesicht und das Körperfett im gesamten Körper nimmt zu. Das kommt daher, dass der Stoffwechsel langsamer geworden ist und die Verdauung oft träger. Allgemein lässt die Leistungsfähigkeit der Sinnesorgane nach, d. h. Hören und Sehen werden schlechter, während Ruhe- und Schlafbedürfnis ausgeprägter werden und der Schlaf oft tiefer ausfällt.

Besonders von der Alterung betroffen sind folgende Organsysteme und die damit einhergehenden Veränderungen oder Erkrankungen:

- der Verdauungstrakt (Zahnstein, Zahnfleischentzündung, Magen-/Darmerkrankungen)

- das Herz (Herzinsuffizienz, Herzklappenveränderungen, Herzdilatation, Cor pulmonale)

- Lunge (Lungentumore, Lungenfibrose)

- der Fortpflanzungsapparat (Gebärmutterentzündung, Gesäugetumore, Eierstockzysten, Hodentumor, Prostatavergrößerung)

Der Bewegungsapparat (Arthrosen, Spondylosen, Muskelatrophie, Bizepssehne, Meniskusschäden, Bandscheibenprobleme)

Der Harnapparat (Einschränkung der Nierenfunktion, Blasenentzündung, Blasensteine Harninkontinenz, Harnsteine)

Der Hormonhaushalt (Diabetes mellitus, Schilddrüsendysfunktionen)

Das neurologische System (senile Demenz, geriatrisches Vestibularsyndrom)

Die Augen (grauer Star, Glaukom).


Patientenbesitzer/innen können insofern dem eigenen Tier in dieser Phase des Lebens helfen, indem sie die Fütterung, die Haltung und die Bewegung auf das Alter des Tieres einstellen. Das Tier muss altersgerecht gefüttert werden, um Übergewicht zu vermeiden, denn dieses bedeutet erhöhtes Risiko für viele Erkrankungen wie Diabetes oder Arthrose.

Um den eigenen Hund fitter zu halten, sollte man besonders auf ausreichende und angepasste Bewegung achten. Dabei sollte man den Spieltrieb des Hundes unterstützten, indem man mit ihm Übungen und Aufgaben durchführt. Das trainiert nicht nur das Herz und die Lunge, sondern auch die geistige Leistungsfähigkeit. Zudem werden die Gelenke besser versorgt und die Muskulatur baut weniger schnell ab.

Wir haben unsere Tierärztin Adela Ghibu (Link), gefragt, worauf Hunde- bzw. Katzenbesitzer/innen achten sollten, speziell wenn die Tiere älter sind.

Einmal im Jahr sollte das Tier gründlich untersucht und geimpft werden. Das optimale Checkup-Intervall sollten Tierbesitzer/innen je nach Alter und Vorerkrankungen des Tieres mit dem Tierarzt/der Tierärztin absprechen. Außerdem sollten regelmäßige Entwurmungen und Kontrollen des Kotes durchgeführt werden.

Wenn vermehrtes Trinken festgestellt wird, sollte das Tier auf jeden Fall untersucht werden, da dieses oft ein erster Hinweis auf Erkrankungen im Alter darstellten könnte. Auch bei Auffälligkeiten bei Harn- und Kotabsatz sollte man besonders achtsam sein und frühzeitig handeln.

Schließlich haben wir Frau Ghibu gefragt, welche Untersuchungen ein Gesundheitsscheck für Senior-Hunde oder Senior-Katzen beinhaltet. Als Erstes wird eine allgemeine klinische Untersuchung durchgeführt, bei der der Allgemeinzustand des Tieres, Atmung, Herzschlag, Kreislaufsituation, Körperfett und Auffälligkeiten im Bewegungsablauf (Ataxie/Lahmheit) bestimmt werden. Es folgt die Blutuntersuchung im Labor, die alle wichtigen Blutwerte u.a. von Nieren und Leber enthält. Diese Parameter geben darüber Aufschluss, ob der Hund womöglich subklinisch, d.h. unter noch nicht von außen sichtbaren Erkrankungen leidet. Auch durch die Harnuntersuchung gewinnen die behandelnden Tierärzte/innen wichtige Erkenntnisse über die Leistungsfähigkeit der Nieren. Ein Ultraschall der inneren Organe soll Veränderungen der Organe erkennbar machen. Außerdem wird ein Röntgenbild des Brustkorbes angefertigt, um mögliche Veränderungen an Herz (Herzinsuffizienz, Herzdilatation) und an der Lunge (Lungentumore) zu erkennen. Falls gewünscht beraten wir Sie zur Optimierung der Fütterung.

Gerne können Sie uns kontaktieren, falls Sie Fragen zu diesem Thema haben, oder einen Termin für einen Gesundheitscheck vereinbaren möchten.